Ein neuer Vorschlag koppelt den Renteneintritt an Beitragsjahre statt ans Lebensalter, mit fragwürdigen Folgen für Späteinsteiger.
Berlin denkt um. Laut „Bild"-Zeitung prüft die schwarz-rote Koalition, den Renteneintritt künftig nicht mehr am Lebensalter festzumachen. Stattdessen sollen 45 Beitragsjahre den Ausschlag geben. Die Konsequenz: Wer mit 16 eine Ausbildung beginnt, könnte mit Anfang 60 in den Ruhestand. Wer erst nach dem Studium einzahlt, arbeitet womöglich bis 70.
Auf den ersten Blick wirkt das Konzept fair. Handwerker und Pflegekräfte beginnen früh, leisten körperlich anspruchsvolle Arbeit und zahlen lange ein. Doch die Rechnung ignoriert einen wesentlichen Faktor: Akademiker investieren Jahre in ihre Qualifikation und erwirtschaften danach überdurchschnittliche Steuern und Sozialbeiträge. Ihre Ausbildungszeit als wertlos zu behandeln, sendet ein fatales Signal.
Deutschland ist auf Fachkräfte mit akademischem Hintergrund angewiesen. Ein Modell, das Studienzeiten ausblendet, macht diesen Karriereweg unattraktiver. Hinzu kommt: Wer Bildungsjahre nachträglich bestraft, bewegt sich auf verfassungsrechtlich dünnem Eis.
Unterschiedliche Lebensläufe erfordern differenzierte Lösungen. Ein Rentensystem, das allein auf Beitragsjahre schaut, wird weder der demografischen Realität noch der gesellschaftlichen Vielfalt gerecht.





