Gesco schreibt Prüfungsmandat überraschend neu aus

blog main image
December 8, 2025
09.12.2025
2 Minuten Lesezeit

Die Industrie-Holding sucht nach nur fünf Jahren einen neuen Abschlussprüfer. Die ungewöhnlich detaillierten Anforderungen werfen Fragen auf.

Ungewöhnlicher Zeitpunkt

Erst im Juni bestätigte die Hauptversammlung Forvis Mazars mit 98 Prozent Zustimmung als Abschlussprüfer. Die Zusammenarbeit läuft seit 2021, eine externe Rotation wäre erst 2030 fällig. Nun taucht im Bundesanzeiger eine Neuausschreibung auf. Gesco schweigt zu den Hintergründen. Forvis Mazars verweist auf die berufsrechtliche Verschwiegenheitspflicht und kann sich zu Mandantenverhältnissen nicht äußern.

Anforderungsprofil mit Brisanz

Die Bekanntmachung fällt aus dem Rahmen. Üblich ist eine knappe Aufforderung zur Interessensbekundung. Gesco dagegen fordert konkrete Nachweise: Erfahrung mit Bafin-Enforcement-Verfahren, Angaben zu Prüfungsfeststellungen der letzten drei Jahre, Referenzen bei börsennotierten Beteiligungsgesellschaften mit heterogener Tochterstruktur. Auf der Bafin-Webseite findet sich aktuell kein Verfahren gegen Gesco. Weshalb die Holding dennoch explizit Enforcement-Expertise verlangt, bleibt unklar. Gefragt sind zudem Details zur globalen Netzwerkarchitektur, zum einheitlichen Prüfungsansatz und zu Qualitätssicherungsmaßnahmen: Kriterien, die eher auf größere Netzwerke zugeschnitten scheinen.

Mögliche Erklärungen

Vorzeitige Ausschreibungen können unterschiedliche Ursachen haben. Nicht immer stehen Konflikte dahinter. Die interne Rotation – nach fünf Jahren müssen die unterzeichnenden Prüfer wechseln – dient manchen Unternehmen als Gelegenheit zur Marktsondierung. Teilnahmeberechtigt sind sowohl der amtierende Prüfer als auch der Vorgänger. Bei Gesco käme damit Breitenbach & Partner infrage, die das Mandat von 1998/1999 bis 2020 betreuten und der BDO Deutschland Alliance angehören. Das Honorar für das Geschäftsjahr 2024 lag bei 820.000 Euro.