McDermott testet Zwei-Gesellschaften-Modell für PE-Beteiligung

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November 14, 2025
14.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Die Chicagoer Top-20-Großkanzlei mit 3 Milliarden Dollar Umsatz entwickelt eine Doppelstruktur, die Private-Equity-Investoren über eine Service-Gesellschaft am Kanzleierfolg teilhaben lässt – ein potenzieller Präzedenzfall für den größten Rechtsberatungsmarkt der Welt.

PE-Investor soll über Service-Gesellschaft partizipieren

McDermott Will & Schulte eruiert eine Doppelstruktur, die Private-Equity-Häusern Zugang zu Kanzleieinnahmen verschaffen könnte, ohne rechtliche Beschränkungen zu verletzen. Die "Financial Times" berichtete zuerst über die Pläne der Großkanzlei, die 2024 rund 2,6 Milliarden Euro Umsatz generierte und erst kürzlich mit Schulte Roth & Zabel fusionierte. Das Konstrukt: Eine anwaltsgeführte Gesellschaft übernimmt Rechtsberatung und -vertretung, eine zweite Gesellschaft liefert Services – IT-Infrastruktur, Bürodienstleistungen, Markenlizenzen. PE-Investoren beteiligen sich an dieser Service-Entität und profitieren indirekt vom Kanzleierfolg, ohne direkt Eigentümer der Anwaltspraxis zu werden. Chairman Ira Coleman bestätigte gegenüber der "Financial Times", dass sich die Überlegungen in frühem Stadium befinden. Sein Sohn Zack Coleman – ehemals bei Private-Equity-Investor Odyssey Investment Partners, seit Sommer bei McDermott – kontaktierte bereits Banker, Berater und PE-Verantwortliche, um die Struktur vorzustellen.

Deutschland bleibt nach EuGH-Entscheidung blockiert

Der Europäische Gerichtshof beendete im Dezember 2024 Spekulationen über liberalere Eigentümerstrukturen in Deutschland. Die Bundesrechtsanwaltskammer interpretierte das Urteil als Rückendeckung für restriktive Regeln. Vizepräsident André Haug argumentierte, das Fremdbesitzverbot sei "gerechtfertigt, um die anwaltliche Unabhängigkeit zu gewährleisten". Trotz dieser juristischen Klarstellung zirkulieren laut FINANCE-Informationen vergleichbare Strukturkonzepte in deutschen Anwaltsmärkten. Europa präsentiert sich fragmentiert: Das Vereinigte Königreich operiert mit diversen Beteiligungsmodellen – sowohl Finanzinvestoren als auch Versicherungskonzerne kontrollieren dort Kanzlei-Assets.

3-Milliarden-Dollar-Player könnte Präzedenzfall schaffen

Die McDermott-Initiative besitzt Signalwirkung weit über Chicago hinaus. Mit vier deutschen Niederlassungen und globaler Top-20-Positionierung könnte die Kanzlei zum Vorbild werden. In den USA gestatten derzeit nur vereinzelte Bundesstaaten Drittbeteiligungen, typischerweise limitiert auf kleinere Start-ups. Sollte eine PE-Struktur bei einem Player mit 3 Milliarden Dollar Jahresumsatz funktionieren, stünde der weltweit größte Rechtsberatungsmarkt vor einer Zäsur. Die Kontroverse bleibt intensiv – ungeachtet stark divergierender regulatorischer Rahmenbedingungen zwischen Jurisdiktionen.