Karriereberater warnen vor Überspezialisierung und technologischer Obsoleszenz bei zu langer Verweildauer im Job. Besonders Systemadministratoren über 50 trifft ein erzwungener Wechsel hart.
Karriereberaterin Svenja Hofert zieht eine klare Grenze: „Mehr als drei Jahre in unveränderter Position ohne Zuwachs neuer Themen und Aufgaben sind kritisch." Besonders im IT-Bereich wirkt langes Verharren karriereschädigend. Der Grund: Entweder entsteht Überspezialisierung ohne Transferierbarkeit oder technologisches Veralten. HR-Manager und Business-Coach Volker Buhl empfiehlt strategische Mobilität: Neue Branchen, Führungsstile und Unternehmenskulturen zu erleben, baut Erfahrungsbreite auf. Wer zu lange bleibt, riskiert erzwungene Trennungen durch Ausgliederungen oder Restrukturierungen. Outplacement-Beraterin Ina Lange beobachtet: „Die erzwungene Kündigung nach langer Zugehörigkeit stürzt viele Angestellte in ein Trauma, da sie dies als Demütigung empfinden." Die Neuorientierung wird umso schwieriger, je statischer die vorherigen Aufgaben waren.
Die ungeschriebene Schallgrenze von 50 Jahren für einen Jobwechsel bröckelt durch den demografischen Wandel. Bewerber über 50 mit exzellenten methodischen und kommunikativen Kompetenzen – etwa erfahrene Projekt-Manager – profitieren. Ältere Systemadministratoren dagegen haben geringe Auswahl. Hohe Gehaltserwartungen blockieren zusätzlich. Für Frauen erschwert das Arbeitszeitmodell Wechsel stärker als das Gehalt. Hofert sieht einen Vorteil im Tech-Bereich: „80-Prozent-Stellen und Home Office werden in der IT aufgrund der oft virtuellen Teamarbeit öfter toleriert als in anderen Branchen."
Anwältin Anja Gerber-Oehlmann rät zu strategischer Planung: Nach zwei bis drei Jahren oder bei internem Wechsel ein Zwischenzeugnis erstellen lassen. Bewerbungen aus ungekündigter Position gelingen damit besser als nach Kündigung. Da Vorgesetzte oft nicht wissen, welche Tätigkeiten zum Alltagsgeschäft gehören, sollten Mitarbeiter Aufgabengebiete und Erfolge vorformulieren. Karriereexperten empfehlen: Profile frühzeitig in Online-Portale stellen (erste Erfolge nach vier bis sechs Monaten), Personalberater kontaktieren, im eigenen Haus an zukunftsrelevanten Projekten beteiligen, alle Bewerbungswege nutzen. Zentral bleibt: Proaktiv agieren statt reaktiv auf Kündigungen warten.





