Überstunden-Steuerbefreiung: ifo-Studie zweifelt an Wirkung

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December 14, 2025
15.12.2025
2 Minuten Lesezeit

Die geplante Reform der Merz-Regierung erreicht nur 688.000 Beschäftigte und könnte laut ifo gleichstellungspolitisch kontraproduktiv wirken.

Schmale Zielgruppe, überschaubarer Effekt

Die Merz-Regierung verspricht sich von der Steuerbefreiung für Überstundenzuschläge einen Impuls gegen den Fachkräftemangel. Das ifo Institut kommt in einer Untersuchung für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zu ernüchternden Ergebnissen: Zwischen 3.000 und 12.000 Vollzeitstellen könnten entstehen, die Steuermindereinnahmen belaufen sich auf elf bis 45 Millionen Euro. „Unterm Strich hätte die geplante Reform kaum Effekte auf Beschäftigung, Steueraufkommen und Wachstum", so ifo-Forscher Volker Meier.

Warum die Wirkung verpufft

Der Hebel greift ins Leere. Von 39,1 Millionen Beschäftigten leisteten zuletzt nur 4,4 Millionen Überstunden. 71 Prozent davon nutzten Arbeitszeitkonten zum Ausgleich, 19 Prozent blieben unbezahlt. Tatsächlich vergütete Mehrarbeit erhielten lediglich 688.000 Menschen. ifo-Forscher Leander Andres rechnet bei dieser Gruppe mit durchschnittlich sieben Überstunden wöchentlich, die Steuerbefreiung dürfte das Arbeitspensum um etwa eine halbe Stunde erhöhen.

Verteilungspolitische Schieflage

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung identifiziert ein zusätzliches Problem: Die Reform begünstigt primär Männer. Da nur Vollzeitbeschäftigte profitieren und Frauen überproportional in Teilzeit arbeiten, droht laut IAB eine Verfestigung traditioneller Rollenverteilungen. Dies konterkariert das gleichstellungspolitische Ziel, weibliche Erwerbsbeteiligung zu steigern, obwohl Frauen als zentrales Potenzial gegen den Fachkräftemangel gelten.

Technische Ausgestaltung

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD begrenzt die Entlastung auf Überstundenzuschläge. Die reguläre Vergütung der Mehrarbeit bleibt einkommensteuerpflichtig.