Ex-WTS-Vorstand gründet KI-gestützte Beratung The Makery

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November 21, 2025
21.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Ex-KPMG- und WTS-Partner Prinz Franz zu Hohenlohe stellt mit The Makery ein technologiegetriebenes Beratungsmodell gegen klassische Leverage-Strukturen.

Vom Ausstieg zur Neugründung

Nach dem Ausstieg bei WTS im Juni 2024 wählte Prinz Franz zu Hohenlohe bewusst nicht den Rückweg zu den Big Four. „Ich war insgesamt 23 Jahre bei Arthur Andersen und KPMG, das kannte ich schon.“ Sein Ziel: eine Beratung, die ohne die Pfadabhängigkeiten typischer Wirtschaftsprüfungsgesellschaften auskommt.

Beratung ohne Ballast der Prüfungslogik

Zu Hohenlohe kritisiert die Vorsichtskultur und die Trennung von Prüfung und Beratung als unternehmerische Bremse. „Der größtmögliche Unfall in solch einem Unternehmen ist, dass in der Wirtschaftsprüfung ein Fehler passiert, der die Reputation beschädigen kann.“ Er setzt auf Partnernähe im Mandat statt die Projektarbeit auf Junior Consultants abzuwälzen. 

KI als Produktionssystem, nicht als Add-on

Kern des Modells ist Künstliche Intelligenz. Statt Leverage 1:10 strebt The Makery 1:4–1:5 an. Eine von Peter Lindinger entwickelte Software ermöglicht Impairment-Tests, Investment-Bewertungen, Unternehmensplanungen und IDW-S1-Gutachten. „Wir können dank Künstlicher Intelligenz dieselbe Qualität wie die etablierten Häuser anbieten, aber zu einem deutlichen günstigeren Preis.“ Beim Honorarmodell ersetzt eine Pauschale für Tools plus Time & Material die reine Abrechnung nach Billable Hours. „Wir sagen unseren Mandanten: Für die Technologie zahlst du eine Pauschale, den Rest machen wir Time & Material – aber wir sind dafür sehr viel effizienter.“

Zielkunden und Spielfeld

Adressiert werden DAX-Unternehmen, Private-Equity-Fonds und Family Offices in Steuern, Recht, Bewertung und Transformation. Das Team um die Gründungspartner Tobias Fuchs, Ernst-August Baldamus, Nathalie Polkowski, Olaf Thein, Peter Lindinger und Marie Finez (zuvor u. a. Atwell) bringt Big-Four- und Spezial-Know-how zusammen. Senior Advisor ist Sabina Jeschke; ein auf Umsatzsteuer spezialisierter Partner folgt Anfang 2026.

Struktur für Regulierungsszenarien

Um unabhängig zu bleiben, bietet The Makery keine Abschlussprüfung an. Parallel existiert eine Wirtschaftsprüfungs-GmbH (über die Luxemburger Einheit gehalten), um Vorbehaltsaufgaben wie Bewertungen im Due-Diligence-Kontext abzudecken und auf regulatorische Änderungen beim Fremdbesitzverbot reagieren zu können.

Kapital und Kontrolle

Zu Hohenlohe hält Bedenken gegen externes Kapital für realitätsfern: „Ein guter Berater will auch gut bezahlt werden und wird daher auch nur in einer profitablen Kanzlei tätig werden. Die Vorstellung, dass Freiberufler altruistische ‚Samariter‘ sind, ist weltfremd.“ Der Investor bewerte die Gesamtrentabilität, Mandatsinhalte würden nicht offengelegt. Im Ausland, etwa in den Niederlanden, sei Steuerberatung deutlich offener organisiert. Ambition: innerhalb von fünf Jahren 200–250 Mitarbeitende und 40–60 Mio. Euro Umsatz.