Wolters Kluwer zahlt bis zu 90 Millionen für Legal-Tech-Startup Libra

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November 17, 2025
17.11.2025
2 Minuten Lesezeit

Wolters Kluwer akquiriert den 2023 gegründeten KI-Assistenten-Anbieter Libra für maximal 90 Millionen Euro – die Kombination aus juristischem Datenfundus und Workflow-Automatisierung soll acht Prozent Return generieren.

Variable Kaufpreisstruktur mit 30-Millionen-Basiskomponente

Der niederländische Informationsdienstleister Wolters Kluwer vollzieht eine strategische Legal-Tech-Akquisition: Libra Technology, ein Startup für KI-gestützte juristische Workflow-Automatisierung, wechselt den Eigentümer. Die Transaktionsstruktur sieht einen Earn-out vor – 30 Millionen Euro Sofortzahlung plus bis zu 60 Millionen Euro erfolgsabhängige Komponenten bei Meilenstein-Erreichung. Obwohl die deutsche Holding als formale Käuferin agiert, plant Wolters Kluwer eine länderübergreifende Integration. Der Abschluss steht in den kommenden Wochen bevor. Die Akquisition illustriert einen breiteren Markttrend: Legal Tech konsolidiert sich. Neben Libra operieren Harvey, Legora und Noxtua als prominente Player. Letzteres erregte kürzlich durch eine Finanzierungsrunde mit C.H. Beck, CMS und Dentons Aufmerksamkeit.

Zwei-Jahres-Startup mit fünf Millionen ARR und 9.000 Usern

Dr. Bo Tranberg (Däne, Wissenschaftler) und Viktor von Essen (Ex-Freshfields-Anwalt) gründeten Libra 2023. Seit 2024 vermarktet das Unternehmen AI Workspaces – standardisiert oder customized – im SaaS-Modell für Kanzleien und Corporate Legal Departments. Use Cases: Vertragserstellung, Vertragsanalyse, Dokumentenzusammenfassungen. Die aktuelle Nutzerbase: 9.000 Personen aus 800 Organisationen. Der jährlich wiederkehrende Umsatz soll bis Jahresende fünf Millionen Euro erreichen. Das komplette 15-köpfige Team migriert zu Wolters Kluwer.

Strategische Rationale: Proprietary Content trifft Automation-Layer

Wolters Kluwers Kalkül ist transparent: Der Konzern besitzt umfangreiche juristische Datenbanken, aber limitierte User-Interface-Innovation. Libra liefert die Automatisierungsschicht. Martin O'Malley, CEO Wolters Kluwer Legal & Regulatory, spricht von beschleunigter KI-Roadmap. In einer Mitteilung heißt es: "Das kombinierte Angebot setzt neue Maßstäbe für Genauigkeit, Compliance und Fachkompetenz." Viktor von Essen formuliert die Gegenrichtung: Libras Technologie erhält Zugang zu führenden juristischen Inhalten und kann dadurch das volle Potenzial des AI Assistenten in mehreren Ländern entfalten. Die finanzielle Erwartung: acht Prozent Kapitalrendite in drei bis fünf Jahren – deckungsgleich mit den gewichteten Kapitalkosten nach Steuern.