CHKD-KPMG-Studie: 43 Prozent der China-Investoren rechnen mit Umsatzplus in Deutschland

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November 19, 2025
19.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Trotz Ungarn-Aufstieg bleibt die Bundesrepublik Top-Investitionsziel für 21 Prozent der Befragten – 73 Prozent nennen Arbeitskosten und Arbeitsrecht als Haupthürde, während 46 Prozent Fördermittel-Diskriminierung beklagen.

Optimistische Geschäftsprognosen trotz regulatorischer Barrieren

Chinesische Konzerne mit Deutschland-Geschäft bleiben dem Standort treu, wie eine aktuelle Erhebung der China Chamber of Commerce in Germany und KPMG belegt. Die Umfrage erfasste zwischen 12. August und 7. September 2025 insgesamt 104 Unternehmen. Fast die Hälfte (43 Prozent) kalkuliert mit steigenden Erlösen im kommenden Jahr, 22 Prozent sogar mit Wachstumsraten über 20 Prozent. Personalseitig planen 41 Prozent Neueinstellungen, während 42 Prozent die Belegschaft stabil halten. Abbau steht nur bei 18 Prozent auf der Agenda. Bei geplanten Europa-Investitionen führt Deutschland mit 21 Prozent, gefolgt von Ungarn (18 Prozent) und Polen (12 Prozent). Insgesamt planen 41 Prozent zusätzliche europäische Kapitalallokationen. Andreas Glunz, KPMG-Bereichsvorstand International Business: "Deutschland muss in der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen strategisch handeln. Nicht Abschottung, sondern eine interessengeleitete Industriepolitik und gezielte Unternehmenskooperationen sichern die Wettbewerbsfähigkeit und stärken die Resilienz des Standorts und der deutschen Wirtschaft."

Kundennähe und Europa-Steuerung dominieren Standortlogik

Mehr als die Hälfte (55 Prozent) nennt Proximity zu Kunden als Hauptmotiv. Etwa ebenso viele (51 Prozent) steuern von Deutschland aus ihr Europa-Geschäft. Markenreputation nennen 44 Prozent, Vertriebsfunktionen 42 Prozent. LI Dong, CHKD-Präsident: "Als langfristige strategische Investoren schaffen und sichern chinesische Unternehmen in Deutschland zahlreiche Arbeitsplätze, übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und setzen sich für nachhaltige Entwicklung ein." Kooperationsprioritäten: Digitalisierung (51 Prozent), Energiesektor inklusive Batterien (48 Prozent), Automotive mit E-Mobilitäts-Schwerpunkt (35 Prozent). 27 Prozent unterhalten F&E in Deutschland, 14 Prozent kooperieren mit Universitäten.

Infrastrukturpaket weckt Interesse ohne Commitments

Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Verkehr, Energie, Digitalisierung und Klimaschutz bis 2037 erregt Aufmerksamkeit: 40 Prozent identifizieren Geschäftschancen. Konkrete Pläne bleiben rar – 15 Prozent erwägen Partnerschaften, 10 Prozent Ausschreibungs-Teilnahmen. Dr. CHEN Longjian, CHKD-Geschäftsführender Präsident: "China verfügt über breite Erfahrung bei komplexen Infrastrukturvorhaben und möchte diese Expertise in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland einbringen."

Drei Viertel kritisieren Arbeitskosten, jeder Zweite Fördermittel-Diskriminierung

Drei Viertel (73 Prozent) benennen Personalkosten plus strenge Arbeitsgesetze als Hauptbarriere. Über die Hälfte (53 Prozent) kritisiert regulatorische Komplexität, 27 Prozent Bürokratie. Besonders konfliktträchtig: 46 Prozent monieren Benachteiligung beim Fördermittelzugang. Nur 5 Prozent sehen faire Behandlung gegenüber EU-Konkurrenten. Die Forderungen: 61 Prozent verlangen beschleunigte Verwaltungsprozesse, 53 Prozent transparentere Investitionsprüfungen, jeweils 38 Prozent simplere Visa-Verfahren sowie Fördermittel-Transparenz. Dr. CHEN Longjian: "Faire und transparente Bedingungen sind nicht nur für jedes einzelne Unternehmen, sondern für die Zukunft der gesamten deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehung entscheidend. Chinesische Unternehmen sind bereit zu investieren – wenn die deutsche Politik die richtigen Bedingungen dafür schafft."