Steuerberater als CFO: Warum die Branche zur Unternehmensberatung wird

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December 15, 2025
16.12.2025
3 Minuten Lesezeit

Digitalisierung und wirtschaftlicher Druck treiben den Rollenwandel, mit strukturellen Vorteilen gegenüber klassischen Consultants.

Neue Erwartungen, neue Rolle

Kleine und mittelständische Unternehmen verlangen mehr als Jahresabschlüsse. Liquiditätssteuerung, Investitionsentscheidungen, Prozessdigitalisierung: Der Beratungsbedarf wächst, und Steuerberater rücken in die Rolle strategischer Partner. Sie kennen die Zahlen, verstehen die Geschäftsmodelle und begleiten Mandanten über Jahre. Diese Kontinuität verschafft ihnen einen Vertrauensvorsprung gegenüber projektbezogen arbeitenden Consultants. „Für Unternehmen wird es mehr und mehr ein Erfolgsfaktor sein, einen erfahrenen, modernen Steuerberater an der Seite zu haben, der auch Unternehmensberater ist", sagt Steuerberater Stefan Oehmann.

Liquiditätsdruck als Treiber

Die wirtschaftliche Lage verschärft den Bedarf. „Bei den aktuellen Unternehmensberatungen ist vor allem die Liquidität das Hauptproblem", berichtet Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Volker Nolting von der Kanzlei Zahlmann, Klose, Nolting Partnerschaftgesellschaft mbB. Steigende Insolvenzzahlen und sinkende Absatzmärkte erhöhten den Druck. Vielen kleinen Firmen fehlen grundlegende Steuerungsinstrumente. Kostenrechnung, Budgetplanung, Soll-Ist-Vergleiche – häufig nicht vorhanden. Hier können Steuerberater ansetzen und betriebswirtschaftliche Beratung liefern, die über das klassische Mandat hinausgeht.

Digitalisierung als Kompetenzfeld

Prozessoptimierung bietet enormes Potenzial. Trotz E-Rechnung arbeiten viele KMU nicht wirklich digital, beobachtet Oehmann. Steuerberater haben die eigene Transformation bereits durchlaufen und kennen Softwarelösungen im Finanzbereich aus der Praxis. „Hier haben wir einen klaren Vorteil gegenüber Unternehmensberatern", so Oehmann. Nolting ergänzt: Automatisierung schaffe Ausgleich zum Fachkräftemangel bei gleichzeitig günstigeren Prozesskosten.

Langfristigkeit schlägt Projektlogik

Der entscheidende Unterschied: Steuerberater bleiben. „Klassische Unternehmensberater sind in der Regel nach Projektabschluss weg", sagt Oehmann. Wer Mandanten dauerhaft begleitet, kann Veränderungen nachhaltig umsetzen und wird zum unverzichtbaren Partner in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten.