PwC-Studie dokumentiert 50 bis 70 Prozent Kostenvorteil für Robotaxis gegenüber Taxis

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November 20, 2025
20.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft analysiert gemeinsam mit der Universität St. Gallen Shared Autonomous Vehicles und konstatiert europäischen Rückstand. Während Waymo 250.000 Fahrten pro Woche in fünf US-Städten durchführt, operieren deutsche Pilotprojekte mit unter 20 Fahrzeugen.

PwC-Lab-Studie konstatiert europäischen Entwicklungsrückstand

PwC Deutschland veröffentlichte gemeinsam mit dem Institut für Mobilität der Universität St. Gallen im „Lab for Smart Mobility" den zweiten Teil der Serie „The Evolution of Shared Autonomous Vehicles" unter dem Titel „Bringing the SAV Economy to Life". Die Analyse basiert auf Experteninterviews mit Fahrzeugherstellern, Zulieferern, Verkehrsunternehmen, Mobilitätsanbietern und öffentlichen Institutionen aus drei Kontinenten. Harald Wimmer, Partner sowie Global & German Automotive Leader bei PwC Deutschland: "Die Potenziale von Shared Autonomous Vehicles für Sicherheit, Klimaschutz und eine inklusivere Mobilität sind enorm. Jetzt gilt es, sie zu realisieren – mit Kapital, regulatorischer Klarheit und tragfähigen Kooperationsmodellen."

Die Diskrepanz ist signifikant: Waymo absolviert über 250.000 wöchentliche Fahrten in fünf US-Metropolen. Apollo Go in China akkumulierte seit September 2020 über elf Millionen Fahrten. Europa hingegen betreibt kleinere Pilotprojekte. Prof. Dr. Andreas Herrmann, Co-Leiter des PwC Lab for Smart Mobility und Leiter des Instituts für Mobilität an der Universität St. Gallen: „In Deutschland umfassen die Flotten meist weniger als 20 Fahrzeuge, etwa in Hamburg und Frankfurt. Es braucht jetzt großflächige Vorhaben, um international konkurrenzfähig zu werden."

Vier Barrieren blockieren europäische Skalierung

PwC identifiziert kritische Hürden: Technisch fehlt vollständige Software-Adaption für Level-4-Betrieb auf öffentlichen Straßen. Regulatorisch verzögern fragmentierte Zulassungen und ungeklärte Haftungsfragen die Expansion. Ökonomisch verhindert ein Henne-Ei-Problem den Durchbruch: Ohne Volumen keine Kostenreduktion, ohne Profitabilität kein Kapital. Organisatorisch blockieren unklare Verantwortlichkeiten zwischen Verkehrsunternehmen, Kommunen und Privatanbietern Fortschritt.

PwC entwirft vier Ökosystem-Szenarien

Die Studie modelliert alternative Konfigurationen: Public-Transport-zentriert mit ÖPNV-Betrieb, integriert mit geteilten Aufgaben, Lean-PT mit privater Betriebsführung und ÖPNV-Koordination sowie Tech-Player mit vollständiger Konzernkontrolle durch Waymo oder WeRide. Diese Modelle könnten parallel existieren.

5,7 Milliarden Euro Technologie-Investment bis 2047

Das PwC-Finanzmodell kalkuliert für eine deutsche Großstadt: 20.700 Roboshuttles, 35.800 Robobusse und 28.800 Mini-Shuttles bis 2047 decken 75 Prozent der heutigen öffentlichen Busnachfrage ab – bei zehn Prozent urbaner und 20 Prozent ländlicher Expansion. Investitionsbedarf für die autonome Fahrtechnologie: 5,7 Milliarden Euro. Harald Wimmer: „Die Szenarien belegen, dass autonome Fahrzeuge langfristig Kostenvorteile bringen können. So wären im Jahr 2035 bei den Bussen bis zu 67 Prozent weniger Zuschüsse erforderlich als heute; nicht zuletzt, weil Fahrer und Fahrerarbeitsplatz entfallen. Trotz Technologiekosten und zusätzlicher Überwachungskosten liegen in Summe die Kosten deutlich niedriger als beim Solobus mit Fahrer. Bei Robotaxis würden die Kosten pro Kilometer in Deutschland je nach Szenario zwischen 50 und 70 Prozent unter den heutigen Taxikosten liegen."

Waymo belegt Skalierungspotenzial trotz fehlender Profitabilität. "In China rechnet Baidu Apollo mit einem profitablen Betrieb einzelner Robotaxi-Dienste – noch in diesem Jahr", ergänzt Wimmer.