So könnte KI Deutschlands Wachstumsproblem lösen

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November 24, 2025
24.11.2025
2 Minuten Lesezeit

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rechnet vor, wie Künstliche Intelligenz die Produktivitätslücke einer alternden Gesellschaft schließen kann.

Stagnation trifft auf technologischen Wandel

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem strukturellen Dilemma: Schrumpfende Erwerbsbevölkerung bei gleichzeitig schwacher Konjunktur. Doch genau hier sehen Arbeitsmarktforscher einen Hebel. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat berechnet, welchen Effekt ein breiter KI-Einsatz auf das Brutto-Inlands-Produkt hätte. Das Ergebnis: 0,8 Prozentpunkte zusätzliches Wachstum pro Jahr über die nächsten 15 Jahre – getrieben durch Produktivitätsgewinne und neue Geschäftsmodelle. Christian Schneemann vom IAB bringt es auf den Punkt: „KI kann zur Brücke zwischen wirtschaftlichem Wachstum und einer schrumpfenden Bevölkerung werden. Damit dieses Potenzial realisiert wird, braucht es gezielte Qualifizierungsstrategien und eine hohe Anpassungsbereitschaft in Wirtschaft und Gesellschaft."

Der Arbeitsmarkt sortiert sich neu

Was bedeutet das für Beschäftigte? Die IAB-Prognose geht von 1,6 Millionen Stellen aus, die wegfallen oder neu entstehen – bei insgesamt stabiler Gesamtbeschäftigung. Die Gewinner sitzen in der IT-Branche: Plus 110.000 Stellen bei Informationsdienstleistern. Die Verlierer finden sich bei Unternehmensdienstleistungen, wo 120.000 Arbeitsplätze entfallen könnten. Enzo Weber, der beim IAB den Forschungsbereich „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen" leitet, ordnet ein: „KI führt primär zu einem Umbruch am Arbeitsmarkt. Gefragt sind künftig andere Tätigkeiten und Kompetenzen, nicht weniger Arbeit."

Überraschend: Experten stärker betroffen als Fachkräfte

Entgegen verbreiteter Annahmen trifft der Wandel nicht primär einfache Tätigkeiten. Jobs auf Spezialisten- und Experten-Niveau wachsen zwar weiter, aber deutlich langsamer als ohne KI-Einsatz. Hilfs- und Anlernkräfte bleiben weitgehend unberührt, während der Fachkräftebedarf sogar überproportional steigt. Voraussetzung für die Realisierung dieser Szenarien: Unternehmen müssen in Infrastruktur investieren und ihre Geschäftsmodelle anpassen.