Wer zu viel investiert hat, trennt sich schwerer, auch wenn der Verbleib mehr schadet als der Absprung.
Kraft, Zeit, Emotionen, manchmal Geld: Wer viel in eine Entscheidung gesteckt hat, hält daran fest, selbst wenn der Erfolg ausbleibt. Psychologen nennen das “eskalierendes Commitment”. Die Bindung an eine Fehlentscheidung verstärkt sich, je mehr bereits investiert wurde. Das Muster zeigt sich überall: im Management, das ein gescheitertes Projekt weiter finanziert, bei Führungskräften, die an ungeeigneten Mitarbeitern festhalten, in Beziehungen ohne Zukunft. Und besonders häufig: im Berufsleben.
Drei Faktoren halten Menschen in unpassenden Stellen gefangen. Erstens: der Trugschluss, dass hohe Investitionen sich irgendwann auszahlen müssen. Zweitens: fehlende oder nicht erkannte Alternativen. Drittens: sozialer Druck: Erwartungen von Familie, Umfeld oder die eigene Reputation. Über die Situation wird selten gesprochen. Scham und Erwartungsdruck verhindern, dass Betroffene sich Hilfe suchen oder offen reflektieren.
Wer im falschen Job bleibt, riskiert mehr als Unzufriedenheit. Eine AOK-Studie von 2018 belegt: Fehlende Sinnhaftigkeit erhöht das Burnout-Risiko erheblich. Beschäftigte, die ihre Arbeit als wenig sinnstiftend empfinden, fehlen häufiger und erkranken öfter psychisch. Hinzu kommt beruflicher Stillstand. Ohne Lernerfolge und Entwicklungsmöglichkeiten sinkt der Marktwert. Wertvolle Chancen bei anderen Arbeitgebern verstreichen ungenutzt. Am Ende droht die innere Kündigung: Motivation schwindet, Leistung fällt ab, die Teamatmosphäre leidet. Betroffene ziehen sich zurück oder reagieren gereizt.
Erster Schritt: Die Fehlannahme erkennen. Investierte Ressourcen verpflichten zu nichts. An etwas festzuhalten, das schadet, ist keine Loyalität, sondern Selbstsabotage.
Zweiter Schritt: Aktiv nach Alternativen suchen. Der vermeintliche Mangel an Optionen ist oft eine Schutzbehauptung. Wer sich traut, findet Wege.
Dritter Schritt: Neue Ziele definieren. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, aber die Zukunft gestalten. Das gelingt nur, wenn man loslässt.





