Robert Half quantifiziert KI-Jobmarkt: Spitzenverdiener bei 95.000 Euro

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November 12, 2025
13.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Die Personalberatung schafft eine neue Gehaltskategorie mit zwölf Rollen – die größte Differenz zwischen Junior- und Senior-Level beträgt 50.000 Euro, während das Stellenangebot hinter der Nachfrage zurückbleibt.

Neue Berufssparte etabliert eigene Vergütungslogik

Der Arbeitsmarkt für künstliche Intelligenz hat seine Formierungsphase abgeschlossen: Der Personalvermittler Robert Half weist in seinem Gehaltsreport KI-Professionen erstmals als eigenständige Kategorie aus. Was diese Zäsur bedeutsam macht: Die Personalberatung behandelt Machine Learning, generative KI und Automatisierung nicht länger als Spezialisierung innerhalb klassischer IT-Rollen, sondern als distinkte Berufsfelder mit eigenen Karrierepfaden. Die Datenbasis umfasst 1.500 Befragungen – 500 Arbeitgeber, 1.000 Fachkräfte. Daraus destillierte Robert Half zwölf Kernrollen von Entry-Level bis Management. Die Vergütungsanalyse erfolgt über drei Schwellenwerte: unteres Quartil für Berufsanfänger, Median für solide Berufserfahrung, oberes Quartil für außergewöhnliche Qualifikationen. Berechnung: Monatsgehalt × 13,92 für Bruttojahresvergütung, ohne variable Komponenten.

Fullstack-Entwickler dominieren Gehaltspyramide

An der Spitze stehen KI-Fullstack-Entwickler mit 95.000 Euro im oberen Quartil – Professionals, die sowohl Frontend als auch Backend für KI-Anwendungen entwickeln. Dahinter rangieren spezialisierte KI-Entwickler (92.000 Euro) und Machine Learning Engineers (87.000 Euro).

Interessant: Die Einstiegsgehälter variieren kaum. Product Owner für KI starten bei 55.000 Euro, Datenarchitekten bei 50.000 Euro, RPA-Spezialisten bei 49.000 Euro, ML-Engineering-Assistenten bei 45.000 Euro. Die wahre Differenzierung erfolgt über Berufsjahre.

Im mittleren Segment – typischerweise drei bis fünf Jahre Erfahrung – clustern sich mehrere Rollen um 77.000 Euro: Engineering Manager für KI-Agenten (77.500 Euro), KI-Entwickler (77.000 Euro), Performance-Spezialisten für ML-Systeme (77.000 Euro). Die maximale Gehaltsspanne innerhalb einer Rolle: RPA-Automatisierungsspezialisten zeigen 24.500 Euro Differenz zwischen Einstieg (49.000 Euro) und Spitze (73.500 Euro) – ein Beleg dafür, dass Erfahrung deutlich stärker honoriert wird als in klassischen IT-Bereichen.

Arbeitgeber zahlen Knappheitsprämien

Drei Viertel aller IT-Personalverantwortlichen – exakt 76 Prozent – zahlen laut Robert Half explizite Aufschläge für mehrjährige KI-Erfahrung. Diese Bereitschaft kontrastiert mit einem überraschenden Befund: Das Stellenangebot wächst langsamer als die Nachfrage. Der Markt befindet sich in einer Asymmetrie-Phase. Wo die Konkurrenz am intensivsten ist: Finanzdienstleister (Banken, Versicherungen), IT-Software-Häuser und KI-Startups. Sie jagen primär zwei Kompetenzprofile: Experten für automatisiertes Machine Learning und Spezialisten für generative KI-Entwicklung. Fachkräfte reagieren mit aggressiver Weiterqualifizierung, um bei strategischen Projekten – Cloud-Transformation, KI-Integration – Schlüsselrollen zu besetzen.

Der Robert-Half-Report liefert damit mehr als Gehaltsbenchmarks: Er dokumentiert die Geburt eines eigenständigen Berufszweigs, der sich von allgemeiner IT-Expertise abkoppelt und eigene Karrierestrukturen entwickelt.