Die Deutsche Telekom und die Schwarz-Gruppe verhandeln über eine gemeinsame Rechenzentren-Entwicklung, um europäische Souveränität in der künstlichen Intelligenz zu stärken.
Hinter den Kulissen arbeiten die beiden deutschen Wirtschaftsgiganten an einem infrastrukturellen Großprojekt. Die Deutsche Telekom und die Schwarz-Gruppe, Eigentümerin von Lidl und Kaufland, führen Gespräche über die gemeinsame Bewerbung um EU-finanzierte KI-Rechenzentren. Mit der Materie vertraute Personen berichten dem Handelsblatt von fortgeschrittenen Verhandlungen, wobei eine formelle Vereinbarung noch ausstünde. Der kanadische Finanzinvestor Brookfield soll als Kapitalpartner fungieren. Initiatoren sind Timotheus Höttges und Gerd Chrzanowski, Chefs der beteiligten Konzerne. Während die Telekom nur allgemeines Interesse an der AI-Gigafactory-Entwicklung äußerte, deuteten Statements von Schwarz Digits (Digitaltochter der Schwarz-Gruppe) auf ein bestehendes Kooperationsabkommen hin.
Das Vorhaben folgt einem vorherigen Fehlschlag. Im Sommer 2025 konnten sich fünf Großunternehmen (Deutsche Telekom, Ionos, SAP, Siemens, Schwarz-Gruppe) nicht auf ein gemeinsames Konzept einigen. Das aktuelle Zwei-Partner-Modell könnte die Koordinationshürden senken und schneller zu Ergebnissen führen.
Das EU-Förderprogramm zielt auf technologische Emanzipation ab. Geplant sind bis zu fünf große Rechenzentren in Europa zur Schließung des KI-Kapazitätsgaps gegenüber den USA und China. Die EU trägt bis zu 35 Prozent der projektischen Kosten zwischen drei und fünf Milliarden Euro pro Anlage. Branchenexperten beziffern den tatsächlichen Finanzbedarf auf sechs Milliarden Euro aufwärts. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger unterstreicht die Relevanz: „KI ist weniger eine technische Fähigkeit, sie ist eine fundamentale strategische Schlüsselkompetenz. Und für Deutschland und Europa muss die Entscheidung klar sein, nicht Zuschauer zu sein, sondern mitzugestalten."
Beide Partner investieren unabhängig in KI-Infrastruktur. Die Deutsche Telekom realisiert zusammen mit Nvidia ein Rechenzentrum in München mit einer Milliarde Euro Investition und 10.000 spezialisierter GPUs, primär für interne Nutzung über die T-Cloud. Die Schwarz-Gruppe entwickelt in Lübbenau eine größere Anlage mit elf Milliarden Euro Budget und bis zu 100.000 KI-Spezialchips, wobei Rechenkapazität auch an externe Kunden vermietet wird. Diese parallelen Investitionen deklarieren beide Konzerne als strategisches Bekenntnis zur europäischen KI-Souveränität, unabhängig vom Ausgang der laufenden Kooperationsgespräche.





