Karrierefaktor CATS: Was Kandidaten heute wirklich differenziert

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December 7, 2025
08.12.2025
2 Minuten Lesezeit

Ex-UBS-Director Eric Sim erklärt, warum Fachwissen allein nicht mehr reicht und welche Faktoren heute über Karrieren entscheiden.

Warum der Einstieg härter wird

Künstliche Intelligenz verändert die Einstiegspositionen radikal. Finanzmodelle, Pitch Books, Routineanalysen: Aufgaben, die früher Junior-Analysten gemacht haben, erledigen Algorithmen heute schneller. Banken stellen statt drei Nachwuchskräften nur noch eine ein. Die Seniors prüfen, was die KI liefert.

Eric Sim, über zwei Jahrzehnte im Bankwesen bei Standard Chartered, Citi und UBS tätig, zuletzt als Managing Director, relativiert dennoch: Schwierige Arbeitsmärkte sind kein neues Phänomen. 1997 scheiterte er selbst nach seinem Master an der Lancaster University am Londoner Arbeitsmarkt – ohne Netzwerk, ohne Geld, mitten in der Asienkrise. Der Umweg über das Risikomanagement bei Standard Chartered wurde zum Karrieresprungbrett.

Das CATS-Framework: Vier Differenzierungsfaktoren

Aus seinen Erfahrungen generiert Sim vier Prinzipien, die Kandidaten von der Masse abheben.

Competences – Kompetenzen über den Tellerrand hinaus. Sim absolvierte ein Vertriebs-Bootcamp, schulte Kollegen anderer Abteilungen, begann zu fotografieren. Die peripheren Fähigkeiten öffneten Türen: ein Lehrauftrag an der Hong Kong University of Science and Technology, erweiterte Netzwerke, Jobwechsel von Singapur über Shanghai nach Hongkong. Fachliche Exzellenz im Kernbereich setzen Arbeitgeber voraus, den Unterschied machen Zusatzkompetenzen.

Attractiveness – Persönlichkeit statt austauschbarer Lebensläufe. Fähigkeiten veralten, Charakter bleibt. Sim begann mit Kunst, postet seine Werke in sozialen Medien, schafft Gesprächsanlässe jenseits des Fachlichen.

Trust – Vertrauen durch Berechenbarkeit. Einstellungsentscheidungen basieren nicht nur auf Können. Sim demonstriert Verlässlichkeit durch Rituale: einheitliche Kleidung, konsequente Pünktlichkeit. Wer kleine Zusagen nicht einhält, dem vertraut niemand große Projekte an.

Social Capital – Beziehungen als Wettbewerbsvorteil. Ohne Netzwerk verschwindet jede Bewerbung im Stapel mit Tausenden anderen. Soziales Kapital entsteht durch Investition: Zeit für Kollegen, Respekt gegenüber Jüngeren. Sie steigen mit auf – und erinnern sich.