Ab wann gehört man zur Oberschicht?

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December 7, 2025
08.12.2025
2 Minuten Lesezeit

Nur vier Prozent der Deutschen zählen zur einkommensreichsten Schicht, doch die meisten unterschätzen, wie niedrig die Schwelle tatsächlich liegt.

Reallöhne steigen wieder

Vollzeitbeschäftigte verzeichneten 2024 spürbare Gehaltszuwächse. Nach Analyse des Statistischen Bundesamts (Destatis) stiegen die Durchschnittsverdienste um 5,3 Prozent. Abzüglich der Inflation von 2,2 Prozent ergibt sich ein Reallohnplus von 3,1 Prozent: ein teilweiser Ausgleich der Kaufkraftverluste aus den Vorjahren. Der Durchschnittsverdienst lag 2024 bei 62.235 Euro brutto jährlich, der Median-Bruttoverdienst bei 52.159 Euro.

Die Schwellenwerte zur Oberschicht

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) definiert die Einkommensschichten auf Basis des Medians, unter Berücksichtigung der Haushaltsgröße. Der Grund: Eine vierköpfige Familie benötigt nicht das vierfache Einkommen eines Singles, um vergleichbar zu leben. Kinder verursachen geringere Kosten, größere Haushalte profitieren von Skaleneffekten. Zur Mittelschicht zählt, wer ein Haushaltsnettoeinkommen zwischen 80 und 150 Prozent des Medians erzielt. Die Oberschicht beginnt ab 250 Prozent des Medians. Konkret bedeutet das: Singles gehören ab 5.780 Euro netto monatlich zur Oberschicht, Familien ab 12.140 Euro. Paare ohne Kinder überschreiten die Schwelle bei 8.670 Euro gemeinsamen Nettoeinkommens.

Verzerrte Selbstwahrnehmung

Die Diskrepanz zwischen statistischer Realität und gefühlter Einordnung ist erheblich. Laut Stadtsparkasse schätzen viele Deutsche den Anteil der Oberschicht sechsmal höher ein als er tatsächlich ist. Das IW beziffert die geschätzte Quote auf 25 Prozent statt der realen vier Prozent. IW-Studienautorin Judith Niehues, Leiterin der Forschungsgruppe Mikrodaten und Methodenentwicklung, erklärt das Phänomen: „Reich sind in der eigenen Wahrnehmung zumeist die anderen."