Nach zwei Rezessionsjahren sieht Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch die deutsche Wirtschaft auf dem Wachstumspfad, getragen von Staatsausgaben, gebremst von Strukturdefiziten.
Die Rezession ist überstanden, doch die Erholung bleibt fragil. Nach den BIP-Rückgängen 2023 und 2024 verzeichnete Deutschland einen überraschend positiven Jahresauftakt, getrieben durch vorgezogene US-Exporte im Vorfeld angekündigter Zölle. Im weiteren Verlauf schwächte sich die Dynamik ab: Handelshemmnisse, Unsicherheit und zurückhaltende Unternehmensinvestitionen belasteten. Die Deloitte-Analyse identifiziert dennoch positive Signale. Die Inflation pendelt sich bei 2,1 Prozent ein, was Realeinkommen stabilisiert und den Konsum stützt. Der Arbeitsmarkt erweist sich als vergleichsweise widerstandsfähig. Unter dem Strich prognostiziert Deloitte für 2025 ein BIP-Plus von 0,2 Prozent.
Der Ausblick für das kommende Jahr fällt optimistischer aus. Im Zentrum steht die expansive Finanzpolitik: Ein Teil des 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpakets fließt in Bauinvestitionen, erhöhte Verteidigungsausgaben treiben die Ausrüstungsinvestitionen. Die staatlichen Investitionen dürften laut Deloitte um fast zehn Prozent zulegen. Ergänzend wirken die Energiepreisentlastungen ab Januar 2026 sowie das Mitte 2025 gestartete Investitionssofortprogramm. Private Investitionen könnten leicht anziehen, verharren aber deutlich unter Vor-Pandemie-Niveau. Börsch warnt vor überzogenen Erwartungen: Umsetzungsverzögerungen und Bürokratie bremsen die Wirkung. Fiskalimpulse allein ersetzen keine Strukturreformen.
Die Maßnahmen entfalten sektorspezifische Effekte. Bau, Rüstung und IT profitieren direkt. Energieintensive Industrien erfahren Entlastung, das Verarbeitende Gewerbe nutzt den Investitionsbooster. Unternehmensnahe Dienstleistungen partizipieren primär indirekt.
Deloitte prognostiziert für 2026 ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent, davon 0,3 Prozentpunkte kalenderbedingt durch zusätzliche Arbeitstage. Privater Konsum bleibt Stütze, Exporte erholen sich nur schleppend. Risiken bestehen durch geopolitische Eskalation und Handelskonflikte. Ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine könnte hingegen zusätzliche Impulse setzen.





