Die EU-Ökodesign-Verordnung zwingt Unternehmen zur Produkttransparenz. Frühstarter verschaffen sich strategische Vorteile.
Mit der Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) führt die EU ein Instrument ein, das die Dokumentationspflichten für Hersteller grundlegend verändert. Der Digitale Produktpass (DPP) bündelt künftig alle relevanten Informationen eines Produkts: von der Materialzusammensetzung über den CO₂-Fußabdruck bis hin zu Reparierbarkeit und Entsorgung. Die Daten begleiten das Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus. Noch fehlen die Delegierten Rechtsakte, die den genauen Anwendungsbereich je Produktgruppe festlegen. Nach deren Veröffentlichung haben Unternehmen 18 Monate Zeit zur Umsetzung. Im ersten Schritt betrifft die Regelung Textilien, Reifen, Möbel, Matratzen sowie Zwischenprodukte aus Aluminium, Eisen und Stahl. Parallel entstehen horizontale Anforderungen für Elektro- und Elektronikgeräte, insbesondere zu Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und dem Anteil recycelter Materialien.
KPMG rät betroffenen Unternehmen, den DPP nicht als reine Pflichtübung zu betrachten. Wer die Anforderungen frühzeitig umsetzt, profitiert mehrfach: Strukturierte Produktdaten entlang der Lieferkette senken Prozesskosten und minimieren Haftungsrisiken. Gleichzeitig stärkt Transparenz das Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern: ein Differenzierungsmerkmal in gesättigten Märkten. Stephan Fetsch, Partner und German Head of Retail & Consumer Goods bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, empfiehlt einen strukturierten Einstieg: Zunächst sollten Unternehmen analysieren, welche Produkte betroffen sind und welche Daten bereits vorliegen. Eine Gap-Analyse zeigt, wo Informationen fehlen. Darauf aufbauend lassen sich ERP-, PIM- und eCommerce-Systeme auf die Integration vorbereiten.
Der Digitale Produktpass markiert einen Paradigmenwechsel, weg von punktueller Nachweispflicht, hin zu durchgängiger Datentransparenz. Unternehmen, die jetzt handeln, positionieren sich für eine zirkuläre, digitale Wirtschaft. Wer wartet, riskiert nicht nur Compliance-Lücken, sondern auch den Anschluss an veränderte Markterwartungen.





