Siemens verzögert CFO-Übergabe bis Jahresende 2026

blog main image
December 18, 2025
19.12.2025
3 Minuten Lesezeit

Veronika Bienert erhält einen Vertrag ab April, doch der exakte Übergabetermin von Ralf Thomas bleibt unklar. Healthineers-Entkonsolidierung erfordert Finanzstabilität während Strukturumbau.

Offenes Geheimnis ohne klares Datum

Seit Monaten kursierten Gerüchte über Ralf Thomas' Nachfolge als Siemens-Finanzchef. Die Personalie ist nun bestätigt: Veronika Bienert wird seine Nachfolgerin. Ihr Vertrag beginnt im April 2026 mit fünfjähriger Laufzeit. Doch wann genau sie operativ übernimmt, kommuniziert der Konzern nicht. Thomas, ausgezeichnet als CFO des Jahres 2024, bleibt parallel Aufsichtsratschef bei Siemens Healthineers: ein Signal fortdauernder strategischer Relevanz.

Bienerts Lebenslauf liest sich wie eine Blaupause interner Talentförderung: Drei Jahrzehnte Konzernzugehörigkeit, Stammhauslehre, internationale Mandate, Finanz- und Geschäftsführung bei Siemens Financial Services. Seit Oktober 2024 verantwortet sie als Vorstandsmitglied Financial Services, Real Estate und Global Business Services. Ihre Qualifikation steht außer Frage, umso irritierender wirkt die zeitliche Unschärfe.

Strukturumbau rechtfertigt Vorsicht

Die Antwort liegt vermutlich in der geplanten Healthineers-Entkonsolidierung. Siemens gibt die Mehrheit an der Medizintechnik-Tochter ab: ein Schritt, der die Konzernstruktur fundamental verändert. Kapitalmärkte interpretieren dies positiv (schlankere Governance, transparentere Segmente), doch die Umsetzung verlangt fehlerfreie Transition. Ein CFO-Wechsel mitten in dieser Phase birgt Risiken, die der Aufsichtsrat offenbar minimieren will. Gleichzeitig demonstriert Siemens Vertrauen in seine interne Entwicklung. Bienert ist keine schnelle Externer-Lösung, sondern ein Produkt systematischer Nachfolgeplanung über Jahrzehnte. Dieser Ansatz zahlt sich historisch aus: Siemens-Aktien stiegen trotz makroökonomischer Volatilität deutlich, Kapitalmärkte schätzen Berechenbarkeit.

Geschäftsjahresende als wahrscheinlicher Stichtag

Das Geschäftsjahr endet am 30. September 2026: ein natürlicher Übergangszeitpunkt. Bis dahin hätte Bienert fünf Monate Einarbeitung, Thomas könnte die Healthineers-Entkonsolidierung abschließen. Die Methodik wirkt defensiv, doch sie passt zu Siemens' Risikoaversion. Bienerts Ausgangslage ist komfortabel: etablierte Strukturen, klare Mandate, erprobte Prozesse. Ob Außenstehende die Prolongation als zögerlich oder klug bewerten, ist letztlich irrelevant. Entscheidend bleibt, ob die Strategie Kontinuität ohne Reibungsverluste sichert. Siemens' Erfolgsbilanz bei solchen Entscheidungen spricht dafür.