Asset-Management-Markt: Warum Spezialisten die Big Four dominieren

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November 30, 2025
01.12.2025
3 Minuten Lesezeit

Eine neue Marktanalyse enthüllt: Im regulierten Asset-Management-Sektor dominieren nicht die Big Four, sondern hochspezialisierte Nischenkanzleien.

Der blinde Fleck der Prüfungsbranche

Die Aufmerksamkeit der WP-Branche richtet sich traditionell auf DAX-Mandate. Doch dieser Fokus ist trügerisch: Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt in einem deutlich weniger sichtbaren Segment: der Prüfung unabhängiger Vermögensverwalter. App Audit hat diesen Markt erstmals systematisch analysiert. Basis waren die 53 größten deutschen Asset Manager im Jahr 2023. Das Ergebnis überrascht: 33 unterschiedliche Wirtschaftsprüfer teilen sich dieses Segment auf. Die Big Four (PwC, KPMG, EY, Deloitte) prüfen nur 8 der 53 Unternehmen – ein Marktanteil von knapp 15 Prozent. Die Next Seven erzielen mit 9 Mandaten ebenfalls keine Dominanz. Fast die Hälfte der Vermögensverwalter vertraut auf Prüfer außerhalb der Top 25.

Die Logik der Spezialisierung

Dieser Marktaufbau ist kein Zufall, sondern Resultat struktureller Anforderungen. Das Finanzstabilisierungsgesetz (FISG) schuf ein hochregulatbiertes Umfeld, das formalisierte Großkanzleien benachteiligt. Ihre Standardprozesse stoßen an Grenzen, wenn es um Branchenspezifika geht. Hessler Mosebach aus Frankfurt exemplifiziert das Gegenmodell. Die auf Wertpapierinstitute spezialisierte Kanzlei prüft sechs Asset Manager – mehr als alle einzelnen Big-Four-Mitglieder. Weitere relevante Spieler: Greiss & Brosent, Jurowsky + Partner und NPP Niethammer, Posewang & Partner mit je drei Mandaten.

Jürgen App erklärt die Dynamik: Historisch entstanden hier organische Beziehungen zwischen regionalen Prüfern und Finanzdienstleistern. Mit steigender regulatorischer Komplexität wurde diese Nähe zum Wettbewerbsvorteil – nicht trotz, sondern wegen der Spezialisierung.

Honorare und strategische Rationalität

Die Gesamthonorare wirken bescheiden: 2,8 Millionen Euro zahlten die 53 Asset Manager 2023, davon 1,99 Millionen für Abschlussprüfungen. Durchschnitt pro Mandat: 53.000 Euro. Spitzenpositionen: Flossbach von Storch und DJE Kapital je circa 285.000 Euro. Doch App identifiziert kommerzielle Logik dahinter. Die hohen regulatorischen Eintrittsbarrieren generieren stabile, krisenfeste Nachfrage. Spezialisierung erhöht Reputation für zukünftige Financial-Service-Ausschreibungen. Die regulatorischen Anforderungen – Risikomanagement, Geldwäscheprävention, Meldewesen – folgen branchenübergreifend ähnlichen Strukturen.

Konsolidierung am Horizont

App prognostiziert Konsolidierung im Segment. Nachfolgeüberlegungen bei mittelständischen Kanzleien beschleunigen diese Entwicklung. Gleichzeitig zwingt steigende Regulierung zu noch stärkerer Spezialisierung – regionale Generalist:innen scheiden aus diesem Markt aus. Das Resultat: Mandate konzentrieren sich bei Financial-Services-Spezialisten. Die Big Four akzeptieren diese Marktsegmentierung stillschweigend.