Der PE-Investor trennt sich von seinem langjährigen Big-Four-Prüfer. Rödl & Partner profitiert von einer Abschluss-Krise.
Brockhaus Technologies hat sich von seinem bisherigen Abschlussprüfer verabschiedet. KPMG, das acht Jahre lang das Mandat betreute, wurde durch Rödl & Partner ersetzt – eine ungewöhnliche Entscheidung, da der ursprüngliche Vertrag noch zwei Jahre Laufzeit gehabt hätte. Der Mandatswert ist substanziell: Das Big-Four-Haus verrechnete zuletzt 1,6 Millionen Euro jährlich. Der Grund für die Trennung war nicht strategischer Natur, sondern ein konkretes Compliance-Versäumnis. Der Jahresabschluss 2024 wurde erst im August veröffentlicht, vier Monate später als regulatorisch zulässig. Die Verzögerung hatte Kaskadeneffekte: Die Hauptversammlung musste aufgeschoben werden, Investoren erhielten verspätete Informationen.
Die Ursachen lagen bei KPMG selbst. Dem Wirtschaftsprüfer fehlten notwendige Prüfungsnachweise. Zusätzlich kam hinzu: Eine externe Untersuchung bei einer ausländischen Tochtergesellschaft des Portfoliounternehmens Ihse behinderte die Abschlussqualität. Diese parallele Ermittlung erschwerte KPMG die Testierungslogik erheblich. Brockhaus Technologies gab zu Details keine Stellungnahme ab, eine typische Haltung nach Prüferwechseln. Offiziell wurde die Trennung als „gegenseitig vereinbart" charakterisiert.
Rödl & Partner übernahm die Mandate im Zuge der Hauptversammlung. Diese Gelegenheit ist für Next-Seven-Häuser bedeutsam: Ein PE-Investor mit Jahresumsätzen im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich und strukturiertem Portfoliomanagement ist attraktiv. Der Mandatswert von 1,6 Millionen Euro jährlich macht den Wechsel zu einem substanziellen Geschäft.
Parallel gab Brockhaus Technologies im Rahmen der Hauptversammlung Ausblick auf 2025: Umsatzsteigerung auf 225 bis 235 Millionen Euro (organisches Wachstum 10–15 Prozent), bereinigtes Ebitda zwischen 50 und 55 Millionen Euro. Der Wechsel zu einer spezialisierten Mittelstandskanzlei ist für PE-Investoren dieser Größenklasse zunehmend typisch: eine Marktverschiebung weg von Big-Four-Abhängigkeit.





