Das nordostdeutsche Bundesland verzeichnet eine Rekordnachfrage bei juristischen Ausbildungsplätzen und stellt 73 Rechtsreferendare ein. Angesichts einer drohenden Pensionierungswelle ist das ein kritischer Erfolg.
Mecklenburg-Vorpommern erreicht erstmals seit mehreren Jahren komplette Stellenbesetzung im juristischen Vorbereitungsdienst: 73 Rechtsreferendare beginnen zum 1. Dezember ihre Ausbildung. Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) charakterisiert dies als „Rekordzahl, die wir zuletzt im Dezember 2022 erreicht haben – und davor seit über 20 Jahren nicht". Diese Entwicklung gewinnt vor demografischem Hintergrund strategische Bedeutung: Bis 2033 scheiden 282 Juristen aus der Landesjustiz aus, eine Pensionierungsquote von 45 Prozent. Bei halbjährlich 70 ausgeschriebenen Stellen blieben regelmäßig Positionen vakant; im Juni starteten nur 50 Absolventen.
Das Ministerium dokumentiert regionale Verwurzelung: 58 Prozent der Neueinstellungen stammen aus Norddeutschland und wählten bewusst Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch rekrutiert sich mehr als die Hälfte (37 von 73) aus dem eigenen Bundesland, weitere kommen hauptsächlich aus Nordrhein-Westfalen (12) und Hamburg (7). Trotz verbesserter Rahmenbedingungen wie Verbeamtung und Teilzeit-Referendariat bleibt die Konkurrenz zu anderen Bundesländern intensiv. Das Ministerium betont Standortvorteile: „In Konkurrenz zu anderen Bundesländern können wir durchaus mithalten, nicht nur wegen der Natur und der Ostsee."
Parallel intensiviert sich die Diskussion um Wiedereinführung des Jurastudiums in Rostock. Seit Einstellung 2008 aus Kostengründen können Studieninteressierte ausschließlich in Greifswald Rechtswissenschaften studieren. Richterbund, Studierendenschaft und Opposition fordern jahrelang Standorterweiterung. Die Argumentation fokussiert finanzielle Effizienz: Eigene Nachwuchsausbildung sei kostengünstiger als Personalabwerbung aus anderen Ländern. Die anhaltende Debatte reflektiert strukturelle Herausforderungen bei juristischer Nachwuchssicherung in dünn besiedelten Bundesländern.





