Deloitte: Agentic AI verdrängt SaaS-Software bis 2030

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December 18, 2025
19.12.2025
3 Minuten Lesezeit

TMT Predictions 2026 dokumentieren einen fundamentalen Software-Paradigmenwechsel, während die EU 100 Milliarden in digitale Souveränität investiert und AI-Suche das Informationsverhalten revolutioniert.

Autonome Systeme ersetzen klassische Unternehmenssoftware

Die jährlichen TMT Predictions von Deloitte für Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranchen zeigen einen radikalen Bruch: Drei Viertel der befragten Unternehmen planen 2026 Investitionen in Agentic AI. Diese autonomen Systeme unterscheiden sich fundamental von GenAI: Statt auf Anfrage Content zu produzieren, treffen sie eigenständig Entscheidungen und übernehmen Aufgaben proaktiv. Das Marktvolumen könnte von aktuell 35 Milliarden auf 45 Milliarden US-Dollar bis 2030 wachsen, sofern Implementierung strategisch erfolgt. Klassische SaaS-Tools geraten unter Verdrängungsdruck.

„AI zieht sich durch alle Bereiche. Mit dieser disruptiven Technologie hat sich nicht nur die digitale Mediennutzung grundlegend verändert, auch die Ansprüche an Geschäftsmodelle sowie die technische Infrastruktur sind heute ganz andere als noch vor wenigen Jahren. Für Unternehmen gilt es hier schnell zu reagieren, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern", konstatiert Christoph Waldeck, Partner und TMT-Leader bei Deloitte Österreich.

Suchmaschinen aggregieren statt verlinken

Die Informationsbeschaffung wandelt sich strukturell. Anbieter wie Google integrieren AI-gestützte Zusammenfassungsfunktionen, die automatisch relevante Ergebnisse aggregieren statt Link-Listen auszugeben. Deloitte prognostiziert, dass 2026 fast ein Drittel aller Erwachsenen in Industrieländern täglich mindestens eine solche AI-generierte Zusammenfassung konsumiert. „Anstatt Links anzuklicken und sich Antworten selbst zusammenzusuchen, verlassen sich immer mehr Userinnen und User auf die AI-erstellten Zusammenfassungen. Aktuell ist hier jedoch noch Vorsicht geboten, da sich auch falsche Informationen einschleichen können", warnt Waldeck. Manuelle Faktenchecks bleiben unverzichtbar, analog zu GenAI-Abfragen.

Geopolitik treibt Infrastruktur-Offensive

Hardware-Nachfrage explodiert durch AI-Boom. Deloitte erwartet 2026 weltweite Investitionen von fast 100 Milliarden US-Dollar in souveräne AI-Computer. Die EU forciert angesichts geopolitischer Spannungen den Ausbau, um Kontrolle über kritische digitale Infrastrukturen zurückzugewinnen. „Die weltweiten Bestrebungen, mehr lokale Kontrolle über die AI-Technologie zu erlangen, legt auch etwaige Schwachstellen in den Lieferketten offen. Das bietet eine große Chance zur Optimierung, die genutzt werden sollte", betont Waldeck.

Medienbranche transformiert Konsum-Formate

Video-Podcasts verzeichnen 20 Prozent Wachstum bei globalen Werbeerlösen, Zielmarke 2026: 5 Milliarden US-Dollar. Micro-Dramas, smartphone-optimierte Kurzserien, erreichen über 500 Millionen Zuschauer jährlich. Ihr Umsatz soll sich von 3,8 Milliarden auf 7,8 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppeln. AI-generierte Videos sind Mainstream geworden, werfen jedoch Fragen zu Authentizität, Regulierung und Vertrauen auf.

„Die neuen Formen des Geschichtenerzählens verändern die Art und Weise, wie das Publikum Inhalte nutzt und daran teilnimmt. Unterhaltung muss vor diesem Hintergrund komplett neu gedacht werden, was auch öffentlich-rechtliche Sender unter Zugzwang bringt", resümiert Waldeck. Kooperationen mit Content Creatorn werden zur strategischen Notwendigkeit für jüngere Zielgruppen. Unternehmen müssen zügig reagieren, um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.