Fremdbesitzverbot: Kammern kämpfen gegen Windmühlen

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December 7, 2025
08.12.2025
2 Minuten Lesezeit

Neun Berufskammern fordern ein härteres Fremdbesitzverbot, doch die Konsolidierungswelle rollt längst, und prominente Branchenvertreter halten dagegen.

PE-Kapital fließt ungebremst

Die Transaktionsdichte spricht eine klare Sprache: Partners Group baut über die Plattform Afileon systematisch ein Portfolio aus Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften auf. EQT ist bei WTS eingestiegen, Cinven bei Grant Thornton. Baker Tilly soll Rothschild & Co. mit der Prüfung strategischer Optionen beauftragt haben. Auch im Mittelstand greifen Finanzinvestoren zu: PFK WMS, WZT und Intaria haben bereits PE-Kapital aufgenommen. Der neueste Markteintritt: Greenpeak hat gemeinsam mit AC Christes und The Makery die Plattform Atania lanciert.

Kammern ohne geschlossene Front

Die Bundessteuerberaterkammer orchestriert den Widerstand. Gemeinsam mit Bundesrechtsanwaltskammer, Bundesärztekammer, Bundeszahnarztkammer, Bundesingenieurkammer, Bundesarchitektenkammer, Deutschem Steuerberaterverband, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und KZBV fordert sie eine Verschärfung des Fremdbesitzverbots. Luxemburger Umgehungsmodelle sollen unterbunden werden. BStBK-Präsident Hartmut Schwab warnt: „Wer einen Steuerberater, eine Ärztin, einen Rechtsanwalt, eine Ingenieurin oder andere Freie Berufe aufsucht, erwartet unabhängigen Rat – und keine Renditeziele im Hintergrund." Die Wirtschaftsprüfungskammer und IDW tragen die Erklärung nicht mit. Beide akzeptieren mittelbare PE-Beteiligungen, sofern die Unabhängigkeit gesichert bleibt.

Offene Rebellion in der Branche

Der Konsens bröckelt von innen. Franz Prinz zu Hohenlohe, der mit Investorenunterstützung The Makery gegründet hat, widerspricht der Kammer-Linie frontal: „Die Vorstellung, dass Freiberufler altruistische ‚Samariter' sind, ist weltfremd." WTS-Vorstand Jürgen Scholz betont operative Unabhängigkeit als alleinigen Maßstab: „Das haben wir sichergestellt. Das wird akzeptiert und anerkannt."

Gesetzgebung in der Sackgasse

Der Gesetzentwurf des Bundesfinanzministeriums zur Verschärfung des Fremdbesitzverbots kommt nicht voran. BMF und BMWK bewerten die Vorlage unterschiedlich, ein Kabinettsbeschluss fehlt. Ashurst-Partner Florian Hirschmann hält den Entwurf ohnehin für europarechtswidrig: Dienstleistungsfreiheit, Kapitalverkehrsfreiheit und Gleichbehandlungsgrundsatz seien tangiert. Während die Kammern debattieren, nehmen Investoren bereits den nächsten Sektor ins Visier: Rechtsanwaltskanzleien, getrieben von denselben Faktoren wie in der Steuerberatung: Fachkräftemangel, Digitalisierungsdefizite, fragmentierte Strukturen.